Verstoß gegen Völkermord-Konvention?

Verstoß gegen Völkermord-Konvention?

Lesung aus der Klageschrift Südafrika gegen Israel vor dem IGH
Samstag, 8. Juni 2024 in der Kasseler Innenstadt

Was erwartete die Menschen, die am Samstagmittag zu einem Einkaufsbummel in die Kasseler Innenstadt strömten?

Entlang der Königstraße noch und noch Wahlkampfstände der Parteien zum EU-Parlament, ein riesiges Event zum Christopher-Street-Day am Friedrichsplatz.

Und am Eingang der Fußgängerzone: eine öffentliche Lesung von Auszügen der Klage der Republik Südafrika gegen Israel wegen Verstoß gegen die Völkermord-Konvention und der Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Inszeniert war die Lesung wie eine Gerichtsverhandlung, mit Redepult, versehen mit einem Foto des Richterteams des IGH. Nacheinander verlasen unterschiedliche Personen in Rechtsanwaltsrobe in jeweils zweiminütigen Abschnitten die Klagen, und auch den Beschluss des IHG zu vorläufigen Maßnahmen (vom 26. Januar 2024), zu denen der Staat Israel verpflichtet wurde, um das Leben der Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen.

Auf dem Boden vor dem Redepult waren Fotos aus dem zerstörten Gaza und Texte zu den Klagen ausgebreitet, sowie Karten, auf denen die Größenverhältnisse der Gebiete dargestellt waren. Zum Beispiel hat Gaza flächenmäßig ein Viertel der Größe von Stadt- und Landkreis Kassel, jedoch leben dort mit zwei Millionen fast fünfmal so viele Menschen zusammengedrängt wie die gesamte Bevölkerung in Stadt- und Landkreis Kassel. Auch lag eine Broschüre mit den Auszügen aus den Klagen aus.

Stühle waren aufgestellt und wurden reichlich benutzt. Viele Menschen blieben stehen, hörten längere Zeit zu, studierten die Bodenplakate, machten Fotos mit dem Handy. Die Flugblätter zur Aktion waren begehrt und bald vergriffen.

Zwischendurch wurde die Lesung ausgesetzt, als die lange, bunte und laute Demonstration von Christopher-Street-Day vorüberzog. Solidaritätsrufe in beide Richtungen.

Am Ende der eineinhalbstündigen Lesung sprach ein Mitglied der Deutsch-palästinensischen Gesellschaft über die dramatisch eskalierende Situation in Gaza und rief zu Solidarität auf – mit viel Applaus.

Im Anschluss führte eine palästinensische Frauengruppe ein Straßenthater durch: Im Hintergrund, aus dem ‚Off‘ stellten zwei Personen in kurzen Sätzen Propaganda-Sprech und Vorurteile gegenüber der palästinensischen Bevölkerung den Fakten in den besetzten palästinensischen Gebieten gegenüber. Wiederholt warfen die Frauen mit roter Farbe gefüllte Ballons auf ein großes mit „Gaza“ beschriftetes Leintuch am Boden und legten sich zum Abschluss unter minutenlangen Bombengeräuschen zum Die-In nieder.

Aktionstheater nach der Lesung der IGH-Klagen am 8.6.2024 Aufzeichnung der Performance

Auch diese Aktion erhielt viel Beifall von den dicht gedrängten stehenden Menschen im Umkreis.

Und das an einem Einkaufssamstag in der Innenstadt.

Texte der Klagen

Video-Aufzeichnung

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